Ernst Barlach: "Rastlose Liebe"
Ernst Barlach
Mittwoch, den 29. Juni 2011 um 14:00 Uhr

Johann Wolfgang von Goethe: Rastlose Liebe

Die "Rastlose Liebe" von Johann Wolfgang von Goethe ist eines des schönsten Gedichte des "Sturm und Drang" oder auch der sogenannten "Geniezeit". Drei Strophen bringen alles auf den Punkt.

Rastlose Liebe

Dem Schnee, dem Regen,
dem Wind entgegen,
im Dampf der Klüfte,
durch Nebeldüfte,
immer zu! Immer zu!
Ohne Rast und Ruh!

Lieber durch Leiden
möcht’ ich mich schlagen,
also so viel Freuden
des Lebens ertragen.
Alle das Neigen
von Herzen zu Herzen,
ach, wie so eigen
schaffet das Schmerzen!

Wie – soll ich fliehen?
Wälderwärts ziehen?
Alles vergebens!
Krone des Lebens,
Glück ohne Ruh,
Liebe, bist du!

Entstehung von „Rastlose Liebe“

Das Gedicht „Rastlose Liebe – Liebe als Krone des Lebens“ stammt aus dem Jahr 1776. Es gehört zu den Gedichten, die Goethe an seine Geliebte richtete – zur sogenannten „Lida-Lyrik“. Zentrales Element ist wie heute in vielen Schlagern die Liebe. Auch wenn Goethe sie im Untertitel als „Krone des Lebens“ bezeichnet, gehen aus dem Gedicht auch die mit ihr einhergehende Ruhelosigkeit, der Schmerz und die Rastlosigkeit hervor.

Erste Strophe: Ruhelosigkeit

Das Gedicht hat drei Strophen mit sechs, acht und sechs Versen. Die Paarreime der ersten Strophe unterstützen die im Titel aufgegriffene Rastlosigkeit. Zu diesem „Schlag auf Schlag“ passt auch der hetzende Rhythmus, der durch zweihebige Jamben und Wiederholungen entsteht. Bei allen sechs Zeilen handelt es sich außerdem um Ausrufe. Verben fehlen komplett. Die ersten vier Verse beschreiben den Kampf mit der Natur: Schnee, Wind, Regen, Dampf und Nebel. Dieses Kämpfen erzeugt die in Vers sechs beschriebene Ruhelosigkeit. Diese Naturbeschreibungen sind eine Metapher für die Liebe.

Zweite Strophe: Unbeschwertheit

In der zweiten Strophe wechselt Goethe zu Kreuzreimen. Der unreine Reim („Leiden“ – „Freuden“) wird verwendet um etwas unpassendes miteinander zu vergleichen. Goethe will nämlich lieber Leiden statt Freuden empfinden, was zunächst paradox wirkt, aber seine Begründung durch Vers sechs der zweiten Strophe erfährt. Worin gesagt wird, dass Liebe mit Schmerzen verbunden ist. Auch die Rhythmik vermittelt statt Ruhelosigkeit jetzt Unbeschwertheit. Vermutlich hat der Sprecher begriffen, dass er Liebeskummer nicht vermeiden kann, sondern ihn annehmen muss.

Dritte Strophe: Einzigartigkeit

Im Vordergrund dieser Strophe steht die Einzigartigkeit der Liebe. Die Begleiterscheinungen wie Schmerzen, Rast- und Ruhelosigkeit der Liebe werden akzeptiert. Am Anfang findet sich wieder der Paarreim, aber kurz darauf wird das unbeschwerte, leichte Metrum der zweiten Strophe wieder aufgegriffen.

Fazit: Rastlose Liebe

Schmerzen, Ruhe- und Rastlosigkeit gehören zur Liebe und trotz dieser Widrigkeiten ist sie die „Krone des Lebens“, dessen ist sich Goethe bewusst. Dessen ist sich jeder Mensch bewusst und trotzdem verlieben wir uns. Wir sind bereit diesen bitter süßen Schmerz zu ertragen, da wir zum Ausgleich ein unendliches Glücksgefühl erhalten.