Zwischen geknipst werden, Schlafen und Fressen verbrachte ich mein zweites Jahr. Ich hab ein paar…
Roland Kaiser war mein Erster!
Heute gegen 18:18 Uhr war es genau 4 Jahre her. Damals wartete ich in Gotha im Best Western Hotel auf Roland Kaiser. Ein Jahr zuvor hatte er in Rostock sein Comeback auf die Bühne nach langer Krankheit gefeiert und am 23. Juni 2012 sollte ich mein erstes Interview haben – mit ihm. Ich kann echt nicht mehr sagen, was mich geritten hatte als ich wenige Tage zuvor seine Pressesprecherin anrief und nach einem Interview fragte. Das sie zusagt, habe ich nicht zu träumen gewagt und ich glaube, das war auch das letzte Mal, dass ich aus dem Stand gefühlte drei Meter in die Luft sprang.
Roland Kaiser und das Kinderhospiz Gotha
Also sprang ich an diesem Samstag in einen BMW und fuhr nach Gotha. Ich erinnere mich an Wälder und Straßen und daran das die Fahrt viel zu lang war. Die Hintour lief völlig problemlos. Doch das sollte nicht so bleiben. Ab 17: 45 Uhr saß ich in der Hotel-Lobby und wartete auf Roland Kaiser. 18 Uhr waren wir verabredet. Oder sagen wir besser 18 Uhr stand in der E-Mail. Neben mir wartete noch ein Fan, ein Fernsehteam und ein zweites Fernsehteam auf ihn. Es wurde 18 Uhr 5 – 10 – 15 und vom Kaiser war nichts zu sehen.
Doch dann 18:17 Uhr war er erst zu hören und kam dann um die Ecke. Als er den Raum betrat, kam auch eine Aura in diese Halle, die ihres Gleichen suchte. Doch das hielt nur wenige Bruchteile einer Sekunde an. Hinter ihm betrat eine Frau den Raum, die dem Kaiser, ohne es zu ahnen, die Show stahl. Ein natürlicher und freundlicher Wirbelwind kam lächelnd auf mich zu. Dieses Bild bleibt für alle Zeit in meinem Kopf und ich bin nur all zu gerne Gast in diesem Kopfkino.
Shake Hands und Begrüßung. Mensch, ist der klein. „Darf ich mich bei Ihnen ablegen?“, fragte der Kaiser und meinte sein altes Nokia-Handy (in Zeiten von Smartphones), Sonnenbrille, Portemonnaie und den Tisch neben mir. Humor ist eine diffizile Angelegenheit ;o) Er machte die letzten Aufnahmen vor den Fernsehkameras und ich plauderte mit seiner Pressesprecherin. Ja genau – als diese entpuppte sich dieser liebenswerte Wirbelwind.
Roland Kaiser war mein Erster
Bis hier lief alles wie am Schnürchen. Wir hatten ein nettes und freundliches Gespräch. Doch wie ich hinterher feststellte, machte ich auch einen aus heutiger Sicht lustigen Fehler. Damals dachte ich, die Welt geht unter. „Wollen Sie das Gerät nicht einschalten?“, fragte er noch. Ich war völlig überzeugt, dass das Diktiergerät lief. Ich hätte schwören können, dass ich es gestartet hatte. Hatte ich aber anscheinend nicht oder in der Hektik doppelt die Taste gedrückt. Ich konnte es nie nachvollziehen. Da ich aber den Kaiser sowieso keine Sekunde aus den Augen ließ und an seinen Lippen klebte, kann ich auch ohne diese MP3-Datei noch heute jedes Wort wieder geben. Mir ist danach noch einiges passiert, aber das nie wieder. Ich kontrolliere jetzt das Diktiergerät immer zwei oder drei Mal und im Gespräch auch noch fünf Mal.
Beim Gehen bemerkte ich meinen Patzer. Es sollte nicht der letzte an diesem Abend bleiben. Auf dem Weg vom Hotel zum Marktplatz hab ich mich nicht nur trotz Navi verfahren, bis ich aus der Stadt raus war, ich hab auch einen Automatik BMW alle 3 Meter abgewürgt. Navi sagt links und Kati fährt rechts. Irgendwann stand ich mitten im Wald. Ausgestiegen – die Knie zitterten – den Wald angeschrien – eingestiegen und zurück in die Stadt – zum Konzert. Mit der Pressesprecherin geplaudert, die mich in fünf Minuten mit viel zu viel Input umgehauen hat und das will bei mir wirklich etwas heißen. Das schafft man sonst nur kurz nach dem Aufstehen um 10 Uhr morgens – also in aller Herrgotts-Frühe und vor dem ersten Kaffee.
Das Gespräch mit Roland Kaiser war sehr freundlich. Doch ich bin ehrlich – ich hatte mir für das erste Mal auch so ziemlich den schwierigsten Zeitgenossen rausgesucht. Er war nicht unfreundlich oder unhöflich – doch unnahbar und skeptisch. Das Thema war vorgegeben: Das Kinder- und Jugendhospiz Gotha und ich bin davon auch nicht abgewichen. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie stand ihm ins Gesicht geschrieben, dass er hinter jeder Frage etwas vermutete. Was mich wiederum wahnsinnig irritierte. Ich wollte nie wieder ein Interview führen. N.I.E. W.I.E.D.E.R.
Einfach ich! Ehrlich, rauh und direkt
Ich bin einfach jemand, der redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist und dabei nehme ich auch kein Blatt vor den Mund. Ehrlich, rauh und direkt. Wer mich nicht kennt, der hat es schwer. Ich glaube nicht, dass ich dabei unfreundlich bin, aber gerne mal sarkastisch und ironisch. Ich verstelle mich zwar nie, aber reden wie im Büro mit den Kollegen oder mit guten Freunden, geht eben bei einem Interview auch nicht – oder besser gesagt – nicht immer. Somit war die Idee Interviews zu machen schon wahnwitzig. Aber ich liebe Herausforderungen! Und wenn ich etwas anfange, dann will ich es auch ganz machen.
Außerdem sind Entwickler doch alle Nerds! Sie trinken 2 Liter Kaffee pro Tag, rauchen wie die Schlote, haben keine sozialen Kontakte und bei Sonnenlicht zerfallen sie zu Staub. Dieser Spruch kommt nicht von ungefähr. Zu diesem Zeitpunkt waren für mich also diese Gespräche wahnsinnig anstrengend und besonders kritisch wurde es damals noch, wenn mich andere angefasst haben oder umarmen wollten.
Mittlerweile hat sich auch das geändert. Küsschen Links, Küsschen rechts gibt es bei mir nicht, obwohl es heute eigentlich überall üblich ist. Irgendwie ist es für mich oberflächlich. Aber für alles gibt es eine Ausnahme und das ist in diesem Punkt bei mir Christian Lais. Wenn ich Menschen mag, dann umarme ich sie zur Begrüßung oder beim Abschied. Diese Umarmung kommt dann aber auch von Herzen.
Amigos, Christian Lais und Michael Morgan
Das „Nie wieder!“ hielt übrigens genau bis zum 5.August. Die Pressesprecherin des Kaisers hatte nicht viel Überredungskunst gebraucht und ich setzte mich ins Auto und fuhr nach Rust zu „Immer wieder sonntags“. Als ich dort ankam, war das alles ungewohnt und ich wäre am liebsten irgendwo im Boden versunken. Bis plötzlich die Amigos mit mir plauderten, dann Teddy und Knut von Truck Stop. Die waren kaum weg, da hatte diese nette Pressesprecherin schon Michael Morgan an der Hand. Ich hatte Spaß und der Knoten war geplatzt. Bis plötzlich Christian Lais vor mir stand. Ich hab mich nicht getraut diesen schönen, großen Mann oder seine noch schönere Gesangspartnerin Ute Freudenberg anzusprechen – bis kurz vor Schluß der Sendung. Da stürzte ich mich auf die beiden Managerinnen, die gemeinsam den Auftritt der Schützlinge im Fernseher beobachteten. Kurz darauf stand er vor mir: „Hallo, ich bin Christian!“
Seitdem hatte ich viele Interviews. Nicht jedes #läuft und manche sind einfach #episch. Mir ist egal, ob der Sänger seit 40 Jahren oder drei Tagen auf der Bühne steht. Ich behandle jeden gleich. Es ist mein Hobby und ich möchte Spaß haben. Ich will keine Stories. Ich liebe die Musik und mit vielen Musikern bin ich im Walkman, Diskman und MP3-Player groß geworden. Sie haben mir durch die Nacht, stürmische Zeiten und schöne Stunden geholfen. Ich hab zu ihrer Musik getanzt, gelacht, geliebt – gelebt.
Von einigen hatte ich ein Bild, dass sich bestätigt hat und andere verblüfften mich. Doch auf jedes Interview und auf jeden Künstler und jedes Konzert freue ich mich immer wieder. Was ich nur jedes Mal vergesse, wenn mich die lieben Promoter, die mir das alles erst ermöglichen, nicht erinnern, sind die Interviewfotos. Deshalb ist hier nur ein ganz geringer Bruchteil aus vier Jahren zu sehen. Naja – wenn man perfekt wäre, dann hätte man ja nichts mehr zum Verbessern. ;o)
Ein herzliches Dankeschön geht an dieser Stelle an alle Opfer ;o) für ihre Geduld und an die Promoter für ihre Einladungen und Unterstützung. Ja genau ich meine Dich, Dich und Dich und ganz besonders diesen göttlichen Wirbelwind. Ich liebe es, wenn Du immer wieder so durch mein Leben fegst – mit einer SMS, WhatsApp, E-Mail oder einem Anruf. Bitte hör nie damit auf! Aber natürlich danke ich auch den Plattenfirmen und jedem dem ich in diesen Jahren – seit dem ersten Interview und diesem Sprung ins kalte Wasser – begegnet bin. Was damals eine Anstrengung war, ist mir heute eine Freude. Es ist nach wie vor nicht jeden Tag leicht, aber immer wieder spannend.
Und heute erinnere ich mich an das erste Mal sehr gerne zurück. Ich hätte mehr verpatzen können als einen Start- und Stop-Knopf ;o)